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Taschenmesser reinigen, ohne auseinanderzuschrauben?

Bei der Pflege und Reinigung eines Taschenmessers denken viele Menschen sofort an das Auseinandernehmen. Das ist zwar die gründlichste Weise, aber glücklicherweise längst nicht immer notwendig und manchmal schlicht und einfach unmöglich. Wir haben deswegen ein paar Tipps zur Pflege Deines Taschenmessers zusammengestellt, ohne es auseinanderzuschrauben zu müssen.

Wann ist Pflege notwendig?

Diese Frage ist einfach zu beantworten: immer, es sei denn, Du hast es gerade getan. Klingt simpel, ist aber weniger verrückt, als Du denkst. Sobald Du ein Taschenmesser in Deine Hosentasche steckst, trifft es dort auf Pocket Lint. Auf gut Deutsch: Hosentaschenfussel. Die setzen sich überall fest und werden langfristig die Funktionsweise des Taschenmessers stören. Deswegen schadet es auch überhaupt nicht, zwischendurch mal Fussel aus den Griffschalen zu holen, um zu verhindern, dass sie sich zwischen den Washern oder Kugellagern einnisten.

Man merkt das auch sofort bei Taschenmessern, die für gewöhnlich einen extrem geschmeidigen Lauf haben, häufig Flipper auf Kugellagern mit einem Frame-Lock oder Liner-Lock, wenn sie weniger gut laufen. Wir hören manchmal von Kunden, dass das Messer ein Defekt haben soll, während dies bei neun von zehn Fällen mit nur einer Minute Reinigung schon behoben ist.

Warum dann das Messer nicht einfach auseinandernehmen?

Zugegeben: Man kann nicht alle Messer pflegen, ohne sie auseinanderzunehmen. Es gibt allerdings ein paar überzeugende Argumente, das nicht zu tun. Das offenkundigste Argument, ist, dass das Messer auch wieder zusammengesetzt werden muss. Und dabei ist vielleicht doch mehr fachmännisches Können gefragt, als Du denkst. Du musst dafür sorgen, dass es wieder ordentlich zentriert steht und geschmeidig läuft. Das Einstellen kann mitunter etwas Zeit kosten. Dazu hat man nicht immer Lust, und bei dem einen Messer ist es einfacher, als bei dem anderen. Du solltest Dich außerdem fragen, ob es den klitzekleinen, feinen Schrauben eines Taschenmessers zugutekommt, wenn Du sie mehrfach ein- und ausdrehst.

Unabhängig davon ist auch die Garantie ein Thema. Bei einigen Marken verfällt unmittelbar die lebenslange Garantie, wenn Du das Messer auseinandernimmst. Sogar, wenn Du das völlig richtig ausführst. Und ja, das sehen sie, solltest Du es jemals für eine Reparatur einschicken.

Was benötigst Du zur Reinigung Deines Taschenmessers?

Du brauchst ein paar Dinge zur Pflege Deines Taschenmessers, selbst wenn Du es zusammengebaut lässt. Wir haben gern etwas Reinigungsalkohol zur Hand, eventuell etwas Waschbenzin, ein leichtes Öl gegen Rost und/oder gutes Schmieröl wie Nano-Oil, Küchenpapier, ein paar Wattestäbchen und kleine Fleischspieße aus Holz sowie einen Bogen normales Druckerpapier.

Die Reinigung der Klinge

Beginnen wir mit der Klinge. Abhängig von den Tätigkeiten, für die Du das Messer benutzt, hast Du häufig Reste von Tape und Klebeband auf der Klinge. Es ist gelinde gesagt die Hölle, dies unter dem Wasserhahn zu entfernen, mit Waschbenzin allerdings löst es sich auf. Nicht vergessen, hinterher die Klinge wieder mit ein bisschen Öl einzureiben, um Rost zu verhindern.

Tipp: Wenn Du sowieso schon dabei bist, Dein Taschenmesser zu reinigen, empfehlen wir, es auch kurz zu schleifen. Gerade, wenn das Messer noch einigermaßen scharf ist kannst Du viel aus Deinem Messer rausholen, wenn Du es ab und zu stroppst. Du kannst damit einen aufwendigen Schleifvorgang aufschieben. Bei uns gehört dies zur täglichen Pflege Deines Messers.

Pocket Lint entfernen

Jetzt ist es Zeit, die Dinge zwischen den Griffschalen zu entfernen. Mit den Wattestäbchen bürstest Du den Schmutz einfach weg. Denke bitte nicht: „Der Schmutz befindet sich am Ende des Griffs, was kann daran jetzt schlimm sein?” Die Erfahrung zeigt nämlich, dass gerade die Staubpartikel auf Dauer zwischen den Kugellagern oder Washern landen.

Kompressor oder Druckluft?

Hast Du zufällig einen Kompressor oder eine Sprühdose mit Druckluft? Das ist dann einfach optimal. Damit kannst Du Dich beim Wegpusten von allem Staub und Schmutz aus dem Rahmen ausleben.

Die Reinigung eines Frame-Locks oder Liner-Locks

Jetzt ist es Zeit, dass wir uns der Verriegelung widmen. Weil sich die Methode pro Art der Verriegelung unterscheidet, fangen wir zunächst mit dem häufig vorkommenden Frame-Lock und dem Liner-Lock an. Sie ähneln sich enorm hinsichtlich der Funktionsweise und Schwerpunkte.

Der Detent Ball

Das Messer wird in geschlossener Position mit dem Detent Ball an Ort und Stelle gehalten. Das ist ein kleines Kugellager, das sich eingedrückt in dem Lock-Bar befindet. Dieser kleine Ball kann manchmal auch etwas Schmutz mitnehmen. Bemerkst Du, dass Dein Frame-Lock oder Liner-Lock Taschenmesser während des Öffnens und Schließens nicht mehr so geschmeidig läuft? Dann liegt es häufig an dem Schmutz rund um diesen Ball.

Mithilfe eines Wattestäbchens mit Reinigungsalkohol putzt Du den Detent Ball schnell wieder sauber. Du wirst zweifellos einen Schrecken bekommen, wenn Du siehst wie viel Schmutz auf dem Ball ist. Vor allem durch den Kontrast zu so einem weißen Wattestäbchen.

Aber nur durch die Reinigung des Balls bist Du noch nicht fertig. Der Ball gleitet nämlich während des Öffnens und Schließens über die Klinge. Der sogenannte Detenttrack muss deswegen auch sehr sauber sein, allerdings kommst Du da etwas schwieriger ran. Hier ist das Blatt Papier von praktischem Nutzen. Bei einem geöffneten Taschenmesser, ziehst Du ein Stück Papier, eventuell zusammengefaltet, zwischen dem Rahmen und der Klinge hindurch. Wiederhole dies ein paar Mal bis das Papier normal weiß wieder rauskommt. Auch, wenn der Detent Ball nur an einer Seite der Klinge läuft: Du solltest es am besten auf beiden Seiten machen. Auf diese Weise entfernst Du etwas extra Schmutz aus dem Zwischenraum der Griffschalen.

Jetzt noch einen kleinstmöglichen Tropfen Schmieröl (wie Nano-Oil oder aus dem Eden Oil Stift) auf den Detent Ball und alles ist in Butter.

Die Klingenrampe

Auch die Verriegelung möchte ab und zu ein wenig verhätschelt werden. Das Ende des Lock-Bars (in dem sich der Detent Ball befindet) ist schwer zu reinigen, ohne dass Messer auseinanderzunehmen. Die Klingenrampe ist etwas einfacher zu erreichen. Denn das ist der Teil der Klinge, gegen den sich der Lock-Bar stützt, um das Messer geöffnet zu halten. Durch das Schließen des Messers und ab der Vorderseite in den Griff zu schauen, wird von selber die Stelle auffallen, an der der Lock-Bar Kontakt macht. Diese Klingenrampe kannst Du mit einem Wattestäbchen reinigen. Siehst Du in diesem Moment noch mehr Schmutz in der Umgebung? Dann nehme einen kleinen Fleischspieß aus Holz und stochere die ganzen Dinge, die Du sehen kannst, heraus.

Die Reinigung eines Back-Locks

Bei der Reinigung eines Back-Locks kannst Du nach wie vor Schmutz zwischen der Klinge und dem Griff entfernen, auch wenn das weniger Einfluss hat, weil der Detent Ball fehlt. Es ist wichtiger, die Kontaktflächen der Verriegelung zu reinigen. Ein Back-Lock besteht schlichtweg aus einer Art Hammer, der in eine Aussparung hinter der Klinge fällt. Die Aussparung stocherst Du mit einem kleinen Fleischspieß aus Holz leer. Du kannst eventuell sogar ein Wattestäbchen mit Alkohol benutzen.

Wenn Du das regelmäßig machst, sorgst Du dafür, dass die Verriegelung auch weiterhin gut funktioniert. Wenn die Aussparung der Klinge nämlich ganz voll mit angesammelten Dingen ist, kann der Hammer des Back-Locks nicht mehr gut hineinfallen. Damit setzt Du die Sicherheit der Verriegelung aufs Spiel. Äußerst wichtig also.

Weitere Arretierungen

Für viele andere Verriegelungen gelten dieselben Grundlagenprinzipien. Gründlich mit Druckluft durchpusten hilft immer. Schmutz mit einem kleinen Fleischspieß aus Holz oder Wattestäbchen wegkratzen ebenfalls. Öl ist nicht immer notwendig und mitunter auch unvernünftig. In allen Fällen gilt: Öl sparsam verwenden. Sei damit etwas vorsichtig. Denn viel Öl zieht viel Schmutz an und genau das möchtest Du doch vermeiden.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Diese Tipps sind alle sehr schön und in 90 % der Fälle bieten sie die Lösung bei häufig vorkommenden Taschenmesserproblemen. Dennoch gibt es einen noch wichtigeren Rat: Lasse das Messer erst gar nicht schmutzig werden. Denn, wenn Du dafür sorgst, dass kein Schmutz hineingelangt musst Du auch weniger reinigen. Weißt Du bereits, dass eine Menge Sand und Staub auf Dich zukommt? Dann nimm ein feststehendes Messer mit. Oder bewahre Dein Taschenmesser an einem Ort auf, wo es weniger Schmutz ausgesetzt ist.