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Wie zerlegt man ein Taschenmesser auf die richtige Art und Weise?

Das Zerlegen und Zusammensetzen von Taschenmessern ist eine Kunst für sich. Es kann notwendig sein, ein Teil zu ersetzen, wenn Du Dein Messer aufpeppst oder Dein Messer gründlich reinigst. Leider sehen wir aber oft, dass es schief geht. Mit ausgeschlagenen Schrauben oder anderen Problemen als Folge. Deshalb geben wir Dir gerne Tipps, wie Du Dein Messer am besten auseinandernehmen kannst.

Disclaimer

Bevor wir beginnen: Das Zerlegen eines Taschenmessers geschieht immer auf eigene Gefahr. Knivesandtools und/oder der Hersteller des Taschenmessers sind nicht haftbar für Schäden an den Ersatzteilen, Verletzungen oder Folgeschäden.

Außerdem verfällt bei vielen Marken die Garantie, in dem Moment, wo Du selber an einem Messer herumschraubst. Überprüfe also die Garantiebedingungen auf der Website des Herstellers oder auf der Verpackung oder im Handbuch, bevor Du mit dem Werkeln beginnst.

Schritt 1: Nehme Dir die Zeit

Eben schnell eine Schraube anziehen? Man sollte sich auf jeden Fall die Zeit nehmen. In diesem Fall sollte man es nicht eilig haben. Nehme Dir die Zeit, setze Dich ruhig an einen Schreibtisch oder Küchentisch. Bitte keinen Stress. Immer mit der Ruhe.

Schritt 2: Gutes Werkzeug ist die halbe Miete

Es ist nicht nur ein Sprichwort, es ist die Wahrheit. Es hilft enorm, wenn man einen Satz guter Schraubendreher zur Verfügung hat. Taschenmesser werden oft mit winzigen Schrauben zusammengesetzt. Diese wiederum erfordern kleine Bitgrößen. Häufig anzutreffende Größen sind: Torx T6, T8 und T10. Mit denen kannst Du die weitaus meisten Taschenmesser handhaben.

Bitte beachte, dass trotz dieser gängigen Größen auch andere Größen verwendet werden können. Wenn man den Schraubendreher zum ersten Mal ausprobiert, erwartet man manchmal, dass ein T6-Bit gut ist. Bis Du einen T7 in die Hand nimmst und ihn testest und plötzlich feststellst, dass er viel straffer ist. Nehme Dir also die Zeit und probiere sicherheitshalber immer eine Nummer größer. Dann kannst Du Dir sicher sein, dass Du auf dem richtigen Weg bist.

Inbusschrauben

Um auf Nummer sicher zu gehen, möchten wir Dich vor der Verwendung von Inbusschrauben warnen. Es besteht immer die Gefahr, dass es sich um Inbusschrauben mit Zollmaßen handelt. Zum Beispiel werden die Messer von Rick Hinderer Knives mit Schrauben der Bitgröße 5/64" montiert. Dann denkt man, dass man einen passenden Inbusschlüssel hat, aber es stellt sich heraus, dass er metrisch ist. Dann drehst Du die Schrauben, aber insgeheim lockerst Du die Schrauben. Das Gleiche gilt für Messer von Chris Reeve Knives, obwohl sie bereits gute Wiha-Inbusschlüssel liefern.

Wähle eine gute Marke

Jetzt hast Du also festgestellt, welche Größen Du benötigst. Dann möchten wir Dir jetzt empfehlen, sich für gute Markenschraubendreher oder Schraubendreherbits zu entscheiden. Gute Bits passen besser zu den Schrauben und können diese daher weniger beschädigen. Hier gilt wirklich: Günstig ist meistens teurer.

Gute Marken für Schraubendreher und Schraubenbits sind Wiha und Wera.

Schritt 3: Vorsichtsmaßnahme treffen

Wir möchten eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme treffen. Um die Schrauben nicht mehr als nötig zu zerkratzen, haben wir einen Trick für Dich: Nehme ein Stück Plastiktüte. Nur ein Stück Plastik aus einer Plastiktüte. Man befestigt das Plastik auf der Schraube und drückt den Schraubendrehereinsatz in den Schraubenkopf. Der Kunststoff dämpft ein wenig zwischen dem Schraubendreher und der Schraube, sodass die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass die Schrauben beschädigt werden.

Schritt 4: Die richtige Technik

Schraubenbit bereit? Kunststoff bereit? Dann nichts wie ran an die Arbeit! Setze den Schraubendreher richtig auf den Schraubenkopf auf. Achte darauf, dass der Schraubendreher gerade ist. Jetzt kannst Du den Schraubendreher vorsichtig drehen. Baue den Druck vorsichtig auf. Du kannnst die Schraube nicht lösen? Stopp! Gewaltsames Lösen ist nämlich nie eine gute Idee.

Schritt 5: Achte auf Loctite

Du kannst die Schraube nicht lösen? Dann höre bitte auf es zu versuchen, sie zu lockern. Wahrscheinlich haben wir es mit Loctite oder einem anderen Schraubensicherungsmittel zu tun. Dabei handelt es sich um eine Art Klebstoff, den die Hersteller auf den Schraubendraht auftragen, um zu verhindern, dass sich die Schrauben lockern.

Manchmal wird etwas zu viel Loctite verwendet, oder sehr starkes Loctite, und dann ist es schwierig, die Schraube herauszubekommen. Und was ist, wenn ich weitermache? Dann besteht die Gefahr, dass Du die Schraube beschädigst. Dies hat wenig mit der Qualität der Schrauben zu tun. Denn "weiche" Schrauben bedeuten nicht unbedingt schlechte Qualität. Schrauben aus Titan sind ein hochwertiges Merkmal, aber auch relativ weich. Was machen wir mit dem Loctite? Nun: Dafür gibt es eine Reihe von Möglichkeiten.

Ein gezieltes Klopfen

Du kannst das Messer flach auf den Tisch legen und den Schraubenzieher senkrecht in die Schraube stecken. Klopfe dann mit der Hand auf die Rückseite des Schraubendrehers. Damit kann man das Loctite in manchen Fällen schon brechen. Achte natürlich darauf, dass Du den Schraubendreher wirklich gut in der Schraube positioniert hast. Wir können es nicht oft genug sagen. Ach ja: Es ist auch nützlich, etwas Weiches unter das Messer zu legen. Beispielsweise kannst Du ein Mousepad benutzen oder ein Stück Leder.

Erhitzen von Loctite

Eine weitere Möglichkeit, um sicherzustellen, dass das Loctite nicht stört, ist das Erhitzen der Loctite. Nur wie geht das? Das Loctite befindet sich vollständig im Gewinde, nicht wahr? Natürlich! Du musst es also richtig anpacken.

Jetzt gibt es Leute, die mit einem Haartrockner oder sogar einem Farbbrenner arbeiten. Wir bevorzugen das nicht. Die heiße Luft erwärmt die Schrauben und weicht dadurch das Loctite auf. Bei Kunststoffgriffen besteht jedoch die Gefahr, dass auch die Griffteile schmelzen. Halte Deine Hand in die Nähe eines Haartrockners, der ohnehin oft sehr heiß ist.

Wir haben eine bessere Methode. Wir nehmen eine Tasse mit heißem Wasser. Nicht kochend heiß! Aber nur sehr heißes Wasser aus dem Wasserhahn. Lege das Messer für ein paar Minuten hinein, und Du wirst in vielen Fällen feststellen, dass das Loctite schön weich geworden ist. Das Schrauben wird zum Kinderspiel. Da das Wasser die Schrauben vollständig umhüllt, ist die Wärmeübertragung hervorragend. Außerdem werden etwaige Kunststoffgriffteile nicht zu heiß. Merkst Du jetzt, dass es immer noch schwierig ist? Dann lasse es noch etwas länger im Wasser aufwärmen. Oder kombiniere diese Technik mit einem weiteren Schlag auf die Rückseite des Schraubendrehers wie oben beschrieben. Bitte beachte: nach der Demontage des Taschenmessers, dass alle Teile trocken sind, bevor sie wieder zusammengebaut werden.

Heiße Technik für Experten

Eine weitere Möglichkeit ist eine Technik, die ein wenig mehr Geschick und Werkzeuge erfordert. Wenn Du weißt, was Du tust, kannst Du SEHR VORSICHTIG einen Lötkolben verwenden, um die festsitzende Schraube zu erhitzen. Dabei erhitzt man nur die festsitzende Schraube und nichts anderes.

Hier sind ein paar wichtige Hinweise zu beachten: Ist die Schraube beschichtet? Dann solltest Du das nicht tun, da Du die Beschichtung der Schraube verbrennst. Hast Du Schrauben aus Titan? Tue das lieber auch nicht, denn die Hitze kann das Titan der Schraube anodisieren. Das Gleiche gilt für einen Titangriff um die Schraube, wenn Du nicht aufpasst. Auch bei einem Griff aus Kunststoff oder Verbundmaterial ist darauf zu achten, dass er nicht verbrennt oder schmilzt. Darüber hinaus ist es ratsam, die Spitze des Lötkolbens gründlich zu reinigen. Schließlich willst Du Deine Schrauben nicht verdrehen.

Die Methode ist daher recht fehleranfällig. Sei also äußerst vorsichtig und tu dies nicht, wenn Du nicht weißt, was Du tust. Es ist aber auch eine Methode, die bei sehr festsitzenden Schrauben gut funktioniert. Du tust dies jedoch auf eigene Gefahr. Sei vorsichtig!

Schritt 6: Organisieren

Du bekommst die Schrauben los. Toll! Dann ist es jetzt an der Zeit, dafür zu sorgen, dass Du sie nicht verlierst. Bevor Du Dein Messer auseinandernimmst, empfehlen wir Dir, eine Skizze Deines Messers auf Papier zu zeichnen. Zeichne alle Schrauben an, und setze die Schrauben an die richtige Stelle, wenn Du sie herausdrehst. Auf diese Weise bleiben alle Schrauben an der gleichen Stelle, was das Einstellen beim Zusammenbau (oft) erleichtert.

Schritt 7: Reinigen und/oder Auswechseln und/oder Schmieren

Das Messer wurde zerlegt, jetzt ist es an der Zeit, dies zu tun, wofür man es zerlegt hat. Als allererstes reinigen. Nehme ein Taschentuch oder Küchenpapier und wische alles vorsichtig sauber. Achte bei Kugellagern darauf, dass Du keine Kugeln verlierst, und bei Unterlegscheiben aus Phosphorbronze darauf, dass Du sie nicht verbiegst oder verformst.

Willst Du die Schrauben ersetzen? Zum Beispiel durch ein schönes Set von Flytanium? Dann empfehlen wir Dir, es zunächst auf dem "Trockenen" auszuprobieren. Schraube die Schrauben in die Buchsen, um sicherzustellen, dass sie richtig sitzen. Dadurch wird verhindert, dass Du das Gewinde bei der Montage erzwingst - mit allen Konsequenzen. Vor allem, wenn Du auch die Griffschalen austauschst, ist es nützlich, im Voraus zu wissen, dass alles gut passt.

Hast Du alles gemacht, was gemacht werden muss? Dann ist es Zeit zu schmieren. Wir lieben die vielseitige Anwendung von Nano-Oil 10W. Aber für Unterlegscheiben aus Phosphorbronze ist Chris Reeve Knives Fluorinated Grease unschlagbar. Und einige Messer mit Kugellagern funktionieren sehr gut mit Nano Grease, von Nano-Oil. Verwende für all diese Schmiermittel so wenig wie möglich. Mehr Fett zieht nur noch mehr Schmutz an. Das ist nicht wünschenswert. Vergesse nicht den Detent Bullet.

Schritt 8: Montage

Ist alles schön sauber? Ist das Schmierfett für die beweglichen Teile bereit? Dann ist es an der Zeit, das Ganze wieder zusammenzusetzen. Achte darauf, dass Du alles in Ruhe und sorgfältig zusammenschraubst. Handfest ist in der Regel ausreichend. Falls nötig, kannst Du einen kleinen Tropfen Schraubensicherungsmittel verwenden. Um die Klinge richtig zu zentrieren, musst Du eventuell die Schrauben unterschiedlich fest anziehen, dies erfordert etwas Übung und einige Versuche.

Schritt 9: Doppelte Kontrolle

Bevor Du Dein Messer eifrig benutzt, solltest Du Dich vergewissern, dass es sich leichtgängig öffnen lässt. Und was vielleicht noch wichtiger ist: Prüfe, ob der Schließmechanismus richtig funktioniert. Schließlich willst Du nicht, dass er sich unerwartet schließt, weil Du versehentlich ein Teil vergessen oder eine Schraube nicht richtig angezogen hast.

Das war's: Es ist fertig, und ordentlich zusammengebaut. Gut gemacht!

Ein paar Bemerkungen

Wir können es nicht oft genug wiederholen: Zerlege Dein Messer nur, wenn es notwendig ist. Oft kann man ein Taschenmesser reinigen, ohne es zu zerlegen.

Wenn Du ein Messer auseinandernimmst und wieder zusammensetzt, solltest Du keine Gewalt anwenden. Bei vielen Marken ist es gar nicht so einfach, ein Set neuer Schrauben zu bekommen. Und wenn man die Schrauben selbst abbricht, ist das fast nie von der Garantie abgedeckt.

Die Garantie ist ohnehin ein Problem: Bei vielen Marken erlischt die Garantie, wenn Du das Messer zerlegst. Informiere Dich darum vorab auf der Website des Herstellers über die Bedingungen.

Nicht jedes Messer ist einfach zu montieren oder zu demontieren! Manche Messer sind viel schwieriger zu montieren, als man von außen vermuten würde. Wir kennen Beispiele, bei denen die Schraube, die man von außen als Drehpunktschraube (Scharnierschraube) bezeichnen würde, in Wirklichkeit nur die Griffschale festhält, während sich unter der Griffschale eine Art Bolzen als Drehpunkt befindet. Die Federn einer Axis-Verriegelung zum Beispiel können ebenfalls knifflig sein. Ganz zu schweigen von einigen Versionen eines Öffners mit Öffnungshilfe.