Böker Plus Kwaiken Air Titan 01BO169 Taschenmesser, Lucas Burnley Design

Montag, 8. April 2024

Mittwoch, 15. November 2023

Mittwoch, 10. Mai 2023

Mein Exemplar dieses Messers ist sehr gut, für den Preis eigentlich fast perfekt verarbeitet. Auf der Seite des Pocketclips sieht man noch grobe aber insgesamt gleichmäßige Spuren vom Stanzen, sonst sind alle Oberflächen schön. Sowohl die Titangriffschalen als auch die Liner und der Backspacer haben ein Stonewash-Finish; die Klinge ein feines, edel wirkendes Längs-Finish. Die Ätzungen (Logo, Designer, Stahl und Nummer) sind ausreichend dezent ausgeführt und je nach Lichteinfallwinkel silbern/messingfarben/leicht rötlich reflektierend. Am Beginn der Schneide hat die Klinge (wie leider sehr viele ab Werk) einen minimalen Recurve (bzw. ist eine kleine Zacke etwas prominenter als der Rest der Schneide; es hat keinen Overgrind) der sich aber auch ohne Nacharbeitung der Schleifkerbe rausschleifen lässt. Vergrössert man die Schleifkerbe etwas sollte sich das Messer mehrere Male nachschärfen lassen ohne hässliche Spuren am (sehr schön weichen!) Übergang von Ricasso/Klingenwurzel zur Primärfase zu bekommen. Auch Ausdünnen sollte irgendwann gut möglich sein ohne optisch zu negativ aufzufallen. Die Klinge ist nicht perfekt zentriert, im forderen Drittel beträgt der Abstand zu den Linern auf einer Seite ca. 0.45mm auf der anderen Seite 0,9mm. Stört mich in dem Ausmaß hier nicht. Die Zentrierung lässt sich nicht durch Verstellen der Achsschraube verändern. Auch die Leichtgängigkeit der Klinge bleibt gleich wenn man die Achsschraube ganz anzieht. Die Liner+Griffschalen lassen sich mit etwas Kraft ein wenig zusammendrücken; um die Liner die Klinge berühren zu lassen muss man aber schon grob agieren; insgesamt ist der Griff also ausreichend steif/kräftig. Das Messer konnte ab Werk mittelmäßig gut Armhaare rasieren, leichte Bissigkeit im Zugschnitt; Schneidfase schön mit relativ groben, gleichmäßigen Schleifspuren, überall fast gleich breit. Dicke hinter der Schneide überall ca. 0,4mm. Verpackungskarton lässt sich ohne Stauchen/Reißen im Druckschnitt schneiden. Da es sich insgesamt um kein grobes Messer handelt, hätte sich die Klinge mMn zur Spitze hin mehr verjüngen können; insgesamt wurde die Mischung aus stabil und schneidfreudig aber gut getroffen. Der Rücken ist im mittleren Drittel mit fliesendem Übergang zum vorderen und hinteren Teil leicht angefast sodass sich dort eine Stärke von 2mm statt 2,5mm ergibt. Die auf den ersten Blick etwas fragil wirkende, aber in Relation zu den restlichen Maßen des Messers ausreichend stabile Linerlockbar steht perfekt im ersten Drittel der Klingenwurzel und lässt sich leicht -beinahe etwas zu leicht- bewegen/öffnen; kein Lockstick. Riffelung am Flipper könnte für meinen Geschmack schärfer sein. Gut aber nicht perfekt gleichmäßig ausgeführt. Messer öffnet leicht und schnell (und relativ laut mit sattem Klang) nur durch Betätigung des Flippers, lässt sich auch ohne Flipper mit Schwung aus dem Handgelenk "aufschleudern" ohne zu grob sein zu müssen, hat aber trotzdem einen anständigen Detent. Beim Einklappen lässt sich die Klinge einhändig nach Entriegeln des Liners (wenn man will) erstmal nur so weit bewegen bis die Klingenwurzel am Detent-Ball ansteht und dann durch leichten, schnell ausgeübten Druck mit dem Zeigefinger am Klingenrücken über den Winderstand des Detent-Balls hinweg mit Schwung zuzuklappen wenn man die Kraft richtig dosiert. Macht man das zu kräftig klappt das Messer wieder etwas auf. Da immer irgendein Teil des Flippers/der Klingewurzel seitlich über den Griff hinausragt, lässt sich das Messer auch langsam (in mehreren Bewegungen) mit dem Zeigefinger auf- und zuklappen. Kurz: Das Messer läd zum Spielen ein. Spannung/Widerstand des Pocketclips ist gut, eher auf der leichten Seite aber ausreichend. Insgesamt finde ich das Messer als EDC für leichten Einsatz sehr funktional. Die mitgelieferte Tasche wirkt zwar etwas deplatziert aber relativ wertig, die beiden Schiebegriffe lassen sich etwas schlecht greifen wenn man den Reißverschluss ganz öffnet (was aber dummerweise fast notwendig ist wenn man die Tasche ohne Schaden zu verursachen ganz aufklappen möchte). Ein Torx-L-Schlüssel (T8 und T6) ist auch dabei. Wünschenswert wäre als Zubehör eine kleine Platte gewesen, die, falls man den Pocketclip entfernt, die Aussparung in der Griffschale ausfüllt und jene wieder mit dem Liner verbindet. Entfernt man den Pocketclip liegt die Griffschale immer noch ohne Spalt am Liner auf, man kann aber mit etwas Krafteinsatz etwas (z.B. ein dünnes Plastikplättchen) dazwischen schieben. Mit Böker habe ich schon einige schlechte Erfahrungen gemacht und bin deshalb kein "Fan"; dieses Messer finde ich aber sehr gelungen (sofern einem der Stil gefällt). Die Mischung aus japanisch, minimalistisch, futuristisch, zart und harmlos aber dann doch auch etwas "mörderisch" durch die ziemlich spitze, hoch geschwungene Klinge finde ich weder zu schlicht und damit plump, noch trägt sie zu dick auf. Das Messer wirkt "einfärbig" aber durch einige kleine, unauffällige Akzente (die unterschiedlichen Finishes, die sich ändernde Rückenstärke, die etwas eigenwilligen Kanten an den Enden des Griffes) dann doch wieder interessant.