Nitecore MH12 Pro | Expert Review von Koen van der Jagt
In diesem Jahr brachte Nitecore mit einem ziemlichen Paukenschlag seine 'eigene' Lichtquelle, die UHi-LED, auf den Markt. Dieses ultrahochintensive LED-Modul ist kleiner, rund und leistungsstärker als vergleichbare LED-Module. Es gibt auch mehrere Varianten wie UHi20 und UHi40, die an die Lampe angepasst sind, in der sie eingesetzt werden. Natürlich habe ich mich auf die Veröffentlichung des ersten Produkts mit dieser Lichtquelle gefreut: die MH12 Pro. In diesem Testbericht zeige ich euch, wie dieser Newcomer abschneidet und werde meine Erkenntnisse mit euch teilen!
Inhalt
Erste Eindrücke
Die MH12 Pro ist in einem gelb-schwarzen Karton verpackt, auf dem die meisten Leistungsangaben der Lampe abgebildet bzw. beschrieben sind. Das Öffnen der Verpackung ist für mich nach wie vor eine Herausforderung, da die Kartonlaschen leicht reißen. Die Box ist ziemlich gut bestückt, einschließlich 21700er Hochleistungsakku, Holster und Ladekabel. Was mir fehlt, ist ein Ladegerät; das finde ich nach wie vor schade, obwohl sie natürlich in den meisten Haushalten in ausreichender Zahl vorhanden sind.
Als ich die MH12 Pro auspackte, erlebte ich gleich die erste Überraschung: Obwohl es die MH12 schon seit Jahren gibt und sie inzwischen in mehreren Varianten erschienen ist, handelt es sich hier nicht einfach um ein Upgrade, sondern um ein komplett neues Design! Die neu gestaltete Struktur des Gehäuses fällt sofort ins Auge. Tiefere Rillen mit schräg verlaufenden Linien sollen einen besseren Grip garantieren. Der robuste Clip kann (wie bei den meisten Nitecores) unter dem Lampenkopf, aber auch oberhalb der Endkappe befestigt werden. Auch der leicht erhöhte Seitenschalter fällt mit seiner kantigen Form und der modernen Struktur sofort auf. Links und rechts neben dem Schalter sehen wir eine Reihe von vier Statusleuchten, die anzeigen, in welchem Lichtmodus sich die Lampe befindet und wie viel Energie noch im Akku vorhanden ist. Der Rand des Lampenkopfes wurde überarbeitet und hat nun kleine Einkerbungen, die es ermöglichen, sich im Notfall physisch zu verteidigen. Der recht flache Reflektor hat eine glatte Textur und umschließt die Lichtquelle im Gegensatz zu früheren MH12-Modellen nicht vollständig. Die runde UHi 40-LED ist exakt zentriert und sticht durch die quadratische Aussparung um sie herum hervor. Nitecore behauptet, auf diese Weise ein gleichmäßigeres und runderes Lichtbündel zu erzeugen als mit einer quadratischen Lichtquelle. In der Nähe der LED befindet sich noch eine Öffnung, dies ist der Näherungssensor. Diese Option ist ebenfalls neu bei der MH12 Pro und dient dem Schutz von Lampe und Benutzer. Der Rand auf der Rückseite ist mit mehreren großen Löchern versehen, um das mitgelieferte Lanyard ganz einfach zu befestigen. Auf die Rückseite gestellt (wie eine Kerze) kann die MH12 Pro nur auf einer sehr ebenen Oberfläche stehen. Der Gummischalter unterscheidet sich nicht erkennbar von früheren Nitecore-Modellen und ist leicht zu ertasten. Vorbei sind die Zeiten, in denen man eine Nitecore in mehrere Teile zerlegen konnte: hier kann man nur den Deckel des Akkufachs abschrauben. Innen sieht es gut aus, die Akkukontakte federn mit, sodass der Akku auch Stöße gut abfedern kann.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es Nitecore seit Jahren sehr gut gelingt, ein hohes Qualitätsniveau bei Konstruktion und Verarbeitung zu erreichen. Die MH12 Pro hinterlässt einen hervorragenden ersten Eindruck!
Wann und wie
Angesichts der Größe der Lampe und nach einem Blick in die Bedienungsanleitung mit sowohl einem Daily- als auch einem Tactical-Modus, wird deutlich, dass die MH12 Pro ein möglichst großes Einsatzgebiet abdecken soll. Und das gelingt ihr in sehr vielen Situationen auch. Ich muss dazu allerdings einige Anmerkungen machen. Im Alltag sind der helle Hotspot und das fokussierte Lichtbündel manchmal weniger praktisch, vor allem wenn man etwas aus der Nähe anleuchtet. Im Tactical-Modus vermisse ich die Möglichkeit, die Lampe einhändig zu bedienen. Ihre Größe, die Verteilung der Lichtstärken und die Bedienbarkeit machen die MH12 Pro in vielen Situationen zu einem echten 'Allrounder' mit guter Ausdauer.
Bedienung und Komfort
Meiner Meinung nach hat die MH12 Pro eine perfekte Größe für eine Lampe: Sie passt problemlos in eine Jacken- oder sogar Hosentasche, und sie ist auch nicht so klein, dass sie einem leicht aus der Hand gleitet. Dank des neuen Griffs gibt es kein Abrutschen mehr, auch nicht mit Handschuhen. Das Aufladen des Akkus dauert bei einem vollständig entladenen Akku maximal etwa vier Stunden, in der Praxis jedoch oft weniger, da sich das 'Nachladen' solcher Akkus nicht nachteilig auf ihre Lebensdauer auswirkt. Der Ladevorgang ist über die Akkuanzeige leicht zu verfolgen.
Über den Hauptschalter schaltet man sie ein und auch wieder aus, oder man wählt den Momentary-On-Betrieb, indem der Schalter halb gedrückt wird. Lichtmodi und spezielle Lichtoptionen werden über den seitlichen Schalter bedient. Beide Schalter bieten einen guten Grip und einen deutlichen Druckpunkt. Die Tasten sind zu weit voneinander entfernt, um sie einhändig zu bedienen. Zum Ein- und Ausschalten und zum Auswählen der Optionen braucht man zwei Hände, oder man muss 'umgreifen'.
Die MH12 Pro verfügt über zwei Nutzungsmodi: Daily und Tactical. Das Umschalten zwischen diesen Modi erfolgt auf die gleiche Weise wie das Einschalten von Ultralow, mit dem Unterschied, dass man den Modusschalter gedrückt halten muss. Wenn die Lampe ein- oder zweimal ein Lichtsignal abgibt, lässt sich erkennen, in welchem Modus sie sich befindet. Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Modi besteht darin, dass die Lampe im Tactical-Modus in der höchsten Einstellung einschaltet und im Daily-Modus im zuletzt verwendeten Lichtmodus. Beim Umschalten der Lichtmodi wechselt man in Tactical von hoch zu niedrig und in Daily von niedrig zu hoch. Bei der MH12 Pro hat sich Nitecore dafür entschieden, den Ultralow-Modus nicht in den Zyklus aufzunehmen. Man kann diesen Modus also nicht erneut auswählen, wenn die Lampe eingeschaltet ist, d. h. man muss sie erst ausschalten und dann die Tastenkombination erneut verwenden. Ein weiterer Unterschied: Im Daily-Modus lassen sich drei Blinkmodi abrufen (Strobe, Beacon, SOS), im Tactical-Modus jedoch nur Strobe. Von den Blinkmodi verfügt nur Strobe über einen Speicher, für Beacon und SOS (in Daily) muss man dann wieder von vorn anfangen. Ich finde es bemerkenswert, dass die Anzeige nur vier Punkte hat, die Lampe jedoch über fünf Lichtstärken verfügt. Man sieht also keinen Unterschied, wenn die Lampe auf Ultralow oder Low steht, wenn man auf den blauen Punkt schaut.
Der Näherungssensor ist neu und erweist sich als eine gute Ergänzung. Wenn man in High oder Turbo zu nahe an ein angeleuchtetes Objekt herankommt, schaltet die Lampe auf etwa 300 Lumen zurück, bis man sich wieder in ausreichender Entfernung befindet. Dies ist ein guter Schutz für die Augen und verhindert zudem die Gefahr von Brandflecken auf Kleidung oder Ausrüstung. Auch das Stroboskop wird dank dieses Sensors reduziert (auf 1200 Lumen), bleibt aber aktiv und sorgt in der Praxis immer noch für ausreichende Desorientierung. Um die maximale Leistung wieder zu aktivieren, muss man Strobe erneut einschalten.
Die Lampe entwickelt in den höheren Modi ziemlich viel Wärme und hat einen Kopf mit einem bescheidenen Durchmesser, sodass die MH12 Pro sehr schnell heiß wird. Daher ist der Turbo-Modus nicht für den Dauereinsatz über längere Zeit geeignet. Glücklicherweise verfügt sie über ATR: Eine Überhitzung wird verhindert, indem die Leistung etwas reduziert wird, wenn die Lampe zu heiß wird.
Beim Transport der Lampe ist es ratsam, die Akkuabdeckung um eine Vierteldrehung zu lösen, damit sich die Lampe nicht ungewollt einschaltet. Bei längerem Nichtgebrauch empfiehlt es sich, den Akku vollständig aus der Lampe zu entfernen.
Die Bedienung der MH12 Pro funktioniert nahezu einwandfrei. Nachteilig finde ich, dass der Ultralow beim Umschalten zwischen den Modi nicht im Zyklus bleibt, obwohl ich ansonsten mit diesem supersparsamen und praktischen Modus zufrieden bin.
Das gefällt mir
Der Grip ist dank der überarbeiteten Rändelung hervorragend, es gibt kein Abrutschen mehr! Vor allem die Akkustandanzeige finde ich ein praktisches Detail. Außerdem hat die MH12 Pro eine sehr gute Reichweite für eine Lampe mit einem relativ kleinen Kopf. Die Ausdauer ist dank des leistungsstarken Akkus in den unteren Modi beeindruckend, auf der niedrigsten Stufe kann das Gerät wochenlang durchgehend brennen! Der Näherungssensor ist eine nützliche Neuigkeit, insbesondere, da mittlerweile auch kleine Lampen immer leistungsfähiger werden.
Das könnte besser sein
Ich finde es schade, dass der niedrigste Lichtmodus nicht gespeichert wird; man braucht jetzt immer zwei Hände, um diesen Modus zu aktivieren. Im höchsten Modus hat die LED so viel Leistung, dass die Lampe in kürzester Zeit sehr heiß wird; das ist der Nachteil einer starken Lichtquelle in einem verhältnismäßig kleinen Lampenkopf. Ich fände es auch gut, wenn Nitecore der Anzeige einen zusätzlichen Punkt hinzufügen würde, damit man genau sehen kann, welcher niedrige Lichtmodus gerade verwendet wird.
Mein 'Fazit'
Nach einer wochenlangen Testphase kann ich mir immer ein gutes Gesamtbild von einer Lampe machen. Während dieser Zeit machte die MH12 Pro einen hervorragenden Eindruck auf mich. Tolle Größe, exzellenter Grip und, vor allem eine für den täglichen Gebrauch hervorragende Bedienung. Dank des starken Akkus ist die Ausdauer in den unteren Modi sehr gut. Man kann sie auch taktisch einsetzen, obwohl ich finde, dass die Schalter dafür zu weit auseinander liegen. Die UHi-LED hat eindeutig ein ganz eigenes Lichtprofil mit einem sehr gleichmäßigen und weitreichenden Hotspot. Die Leistung dieses Moduls ist beeindruckend, aber der Spot ist im Vergleich zum Rest des Lichtbündels recht klar abgegrenzt und daher weniger 'vielseitig', als man erwarten würde. Durch den kompakten Lampenkopf kann man den Turbo-Modus nur bedingt nutzen, da die Lampe schnell heiß wird. Ich persönlich bevorzuge bei der MH12 Pro den mittleren Modus, der ebenfalls viel Licht liefert, eine ausgezeichnete Reichweite hat und über längere Zeiträume am Stück verwendet werden kann. Ich empfehle die Nitecore MH12 Pro ganz klar für den täglichen Gebrauch und für Benutzer, die oft im Freien sind. Vor allem aufgrund der guten Reichweite, der Ausdauer und den vorhandenen (Verteidigungs-)Blinkmodi.
Lichtbild und Beamshots
Nach der Theorie zur Lampe kommt nun das Wichtigste: Lichtbild und Leistung. Da Nitecore diese 'eigene' Lichtquelle recht vollmundig angekündigt hat, darf man einiges erwarten. Was mir bei den ersten Tests sofort auffiel, war, dass das Lichtbild eigentlich aus zwei Segmenten besteht: einem riesigen und gleichmäßigen Hotspot in der Mitte, umgeben von einem sehr großen Ring aus Restlicht, dem Spill. Der Übergang zwischen Hotspot und Spill ist klar definiert. In der Praxis entsteht durch den Spill ein enorm breiter 'Ring' auf kürzere Entfernungen, aber der Fokus liegt hauptsächlich in der Mitte. Vor allem wegen des tiefen und breiten Hotspots sieht es so aus, als ob die Lampe eine spezielle Linse verwendet, die das Lichtbündel fokussiert, eine Art Zoomobjektiv also. Wie auf den Bildern zu erkennen, ist es möglich, auf einem Waldweg weit in den Wald hinein zu sehen und so den Überblick über das Geschehen in der Ferne zu behalten. Die Lichtfarbe gefällt mir bei meinem Exemplar etwas weniger, die Farbe tendiert (vor allem in den niedrigeren Lichtmodi) zu sehr ins Gelb-Grüne. Dies ist bei neuen LED-Typen häufiger der Fall, und oft behebt der Hersteller dieses Problem dann in künftigen Chargen.
Bei einem Spaziergang oder einer Autofahrt am Tag fällt mir oft ein geeigneter Ort auf, um dann abends eine Lampe dort zu testen. Ein breiter Feldweg in einem Wald war ein großartiger Ort für die MH12 Pro, um zu zeigen, was sie zu bieten hat. Der niedrigste Lichtmodus ist erwartungsgemäß kaum sichtbar, aber ab dem Medium-Bild kann man die Wirkung der UHi-Lichtquelle gut erkennen: ein großer, runder und sehr gleichmäßiger Hotspot mit einer guten Reichweite und einem ausreichenden Lichtbündel darum herum, um bei kürzeren Entfernungen den Überblick zu behalten. Es ist jedoch bemerkenswert, dass es kaum 'Überschneidungen' zwischen Hotspot und Spill gibt.
Unten folgen noch einige weitere Fotos mit der Lampe in der Hand, sodass die Proportionen deutlich zu erkennen sind. Hier kann man auch gut sehen, wie 'tief' das Lichtbündel ist.
Wie man unten sieht, eignet sich die MH12 Pro auch hervorragend als Suchscheinwerfer.
Koen van der Jagt
Bereits als kleines Kind zeigte Koen van der Jagt ein großes Interesse an Lampen, Drähten und Batterien. Als Kind interessiert er sich vor allem für Fahrradlampen und andere Elektronik. Die Krypton- und Halogenlampen wurden in den letzten Jahren durch LEDs ersetzt. Sei ein paar Jahren richtet er sein Interesse auch auf hochwertihe Markenprodukte. Seine ersten Taschenlampen-Marken waren Led Lenser und Fenix. Daneben hat er eine Leidenschaft für Fotografie und ist er ein begeisterter Hobby-Fotograf. Neben Fotos von der Natur und imposanten Wetteraufnahmen zeigt Koen auch gerne Bilder von dem, was eine Taschenlampe kann und wie das Lichtbild in Dunkelheit fällt. Die Rezensionen, die Koen schreibt, können oft in Foren wie candlepowerforums.com und taschenlampen-forum.de gelesen werden. Koen besitzt mittlerweile Taschenlampen in fast jeder Kategorie: von kleinen und handlichen Lampen, bis hin zu leistungsstarken Scheinwerfern.