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Muss sich ein Taschenmesser erst einlaufen?

Du hast Dir ein nagelneues Taschenmesser gegönnt, was für ein tolles Gefühl! Aber wie kann es sein, dass es nicht flüssig läuft? Wir erklären Dir, wieso manche Taschenmesser sich erst einlaufen müssen und wie Du das so reibungslos wie möglich gestaltest.

Wieso läuft ein Taschenmesser nicht flüssig?

Für diese Frage müssen wir uns erst anschauen, was ein Taschenmesser eigentlich ist. Es ist nämlich ein Werkzeug, das aus mehreren Bestandteilen besteht. So gibt es Griffteile, Washer oder Kugellager und eine Klinge. Diese Teile sind miteinander verschraubt oder geklemmt.

Es wird zwar immer Öl oder Fett aufgetragen, damit alles flüssig läuft, das reicht aber nicht. Die verschiedenen Bestandteile müssen sich nämlich erst aneinander „gewöhnen“, genau wie bei einem neuen Auto oder bei einem neuen Paar Schuhe.

Einlaufen hat einen ähnlichen Effekt wie polieren

Die verschiedenen Teile haben unterschiedliche Finishes erhalten. Das kann eine Beschichtung sein, eine Satinierung, Ätzung oder eine natürliche Oberfläche. Wenn zwei dieser Teile aneinander reiben, kannst Du den Widerstand spüren.

Bei einem Frame-Lock, Liner-Lock oder Compression-Lock kannst Du merken, wie der Detent Ball über die Klinge gleitet. Auf einer satinierten Klinge gibt es winzig kleine Kratzer, die alle in die gleiche Richtung verlaufen. Wenn der Detent Ball über solch eine Klinge läuft, berührt er also jeden Kratzer. Wenn Du das oft genug machst, schleifst Du eine Bahn in die Klinge. Schlussendlich wird die Klinge flüssig laufen. Gleiches gilt für eine beschichtete Klinge. Die Beschichtung ist fast immer matt, was einen relativ hohen Widerstand bietet. Auch hier wird sich die Klinge im Laufe der Zeit einlaufen.

Die Feder eines Back-Locks oder Slipjoints bewegt sich beim Öffnen und Schließen immer entlang des Klingenrückens. Wenn die Oberfläche nicht perfekt poliert ist, kannst Du anfangst jede Unebenheit spüren. Nachdem Du das Messer ein paar Wochen benutzt hast, hat es sich schon eingelaufen.

Dies gilt auch für Washer oder Kugellager. Auch diese müssen sich an die Klinge gewöhnen. Das bedeutet nicht, dass etwas nicht mit dem Messer stimmt. Es muss sich eben nur ein wenig einlaufen. Im Englischen wird dies als break-in period bezeichnet.

Ein Spyderco Paramilitary 2, besonders eines mit einer schwarz beschichteten Klinge, benötigt etwas Zeit.

Jedes Messer ist einzigartig

Vielleicht hattest Du schon mal ein ähnliches Messer in der Hand, das sehr flüssig lief. Eventuell hatte jenes Messer schon Zeit, sich einzulaufen, oder der Besitzer hatte einfach Glück. Letztendlich ist jedes Messer einzigartig, egal, wie stark es auch einem anderen Modell ähnelt. Das bedeutet vor allem nicht, dass jedes Messer genau gleich läuft.

Es sagt nichts über die Qualität aus

Sogar teure Messer wie die von Chris Reeve Knives oder Medford Knives benötigen ein wenig Zeit. Es ist also kein Zeichen, dass etwas mit der Verarbeitung oder mit der Qualität nicht stimmt. Man könnte sogar sagen, dass ein Messer, das sich erst einlaufen muss, besser ist, als ein Messer, das direkt flüssig läuft und bei dem dafür nach kurzer Zeit schon etwas zu locker sitzt.

Tipps zum Einlaufen eines Taschenmessers

Der beste Tipp, den wir Dir geben können ist, dass Du das Messer einfach benutzt. Durch das Öffnen und Schließen während des Gebrauchs können sich die Teile anpassen und laufen sich von alleine ein.

Du benötigst kein zusätzliches Öl und musst auch nicht an der Scharnierschraube drehen, zumindest anfangs nicht. Das Messer wird in der Fabrik zusammengesetzt und eingestellt. Gib dem Messer die Möglichkeit, sich selbst einzulaufen. Wenn Du mehr Öl benutzt heißt das nicht, dass es flüssiger laufen wird. Manchmal kann es sogar das Gegenteil bewirken, da mehr Öl mehr Staub anzieht. Wenn zwei unterschiedliche Arten von Öl benutzt werden, kann das sogar ziemlich klebrig werden. Und genau das möchtest Du ja eben nicht.

Last but not least können wir noch sagen: gut Ding will Weile haben! Es wird schon alles gut, kein Stess. Gib dem Messer nur ein wenig Zeit.