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Böhler M390-Stahl: was ist das und warum ist er so beliebt?

Böhler M390 ist derzeit einer der beliebtesten Stähle. Er wird für seine hervorragende Schärfebeständigkeit gepriesen. Aber woher kommt dieser Superstar der Messerwelt? Und wieso ist M390 so beliebt? Knivesandtools erklärt es Dir!

Woher kommt Böhler M390?

Böhler M390 kommt aus der Fabrik von Böhler Edelstahl GmbH & Co KG in Kapfenberg (Österreich). Dort werden Stahlsorten hergestellt, die extrem verschleißfest sein müssen, die sogenannten „specialty steels“. Es mag Dich überraschen, aber fast alle Messerstähle, wie wir sie kennen, wurden eigentlich nicht als Messerstahl entwickelt. Viele Stahlsorten wurden ursprünglich für Kugellager oder Teile in Strahltriebwerken entwickelt. Dies ist auch bei Böhler M390 der Fall.

Böhler M390 ist zwar einer der beliebtesten und leistungsfähigsten Messerstähle auf dem Markt, doch Böhler hatte diesen Stahl eigentlich für die Spritzgussindustrie entwickelt. Wenn man sich sich das Datenblatt von Böhler anschaut sieht man, dass dies noch immer als einer der Hauptverwendungszwecke angegeben wird. Aber auch die Verwendung bei Messern wird aufgeführt.

Für die Matrizen beim Spritzgießen muss der Stahl tatsächlich extrem verschleißfest sein. Die Form darf immerhin nicht verschleißen, wenn man sie 10.000 Mal benutzen möchte. Deshalb werden diese Matrizen aus hochwertigen Stahlsorten gefertigt.

Eigentlich ist es auch gar nicht so abwegig, dass Spritzgussformen bei M390 als mögliche Verwendung angegeben werden, der Industriemarkt ist immerhin riesig. Böhler kann dort viel mehr Kilogramm Stahl verkaufen, als bei den relativ kleinen und leichten Stahlplatten der Messerindustrie.

Warum ist Böhler M390 so beliebt?

Das lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Schärfebeständigkeit. M390 ist so verschleißbeständig, dass auch die Form der Schneide gut beibehalten wird. Dadurch bleibt ein Messer aus M390-Stahl sehr lange scharf und Du musst es nicht so oft schleifen. Schleifen kostet nicht nur Zeit, sondern mindert auch die Lebensdauer Deines Messers. Wenn Du es oft schärfst, ist die Klinge schneller „aufgebraucht“. Du kannst bei einer Klinge nicht die ganze Klingenhöhe schärfen. Die Klinge wird dann hinter der Schneide sehr dick, wodurch das Messer weniger gut schneidet.

Wieso ist M390 so verschleißfest?

Hierzu müssen wir uns die Chemie und den Produktionsprozess anschauen. Beginnen wir mit der Art und Weise, wie Böhler sein M390 herstellt. Dies geschieht durch ein pulvermetallurgisches Verfahren, das eine kleine Erklärung erfordert.

Normalerweise wirft ein Hersteller verschiedene Elemente in einer Legierung in einem großen Tiegel zusammen, gießt große Blöcke aus und walzt sie flach zu Blechen, die vom Messerhersteller verwendet werden können. Böhler geht jedoch noch einen Schritt weiter. Vom Tiegel geht es nämlich zunächst zu einer Gas-Zerstäubungsmaschine, die den geschmolzenen Stahl wie ein Zerstäuber versprüht. Dadurch wird die Struktur auf molekularer Ebene viel feiner als bei herkömmlichen Legierungsmethoden.

Natürlich gibt es auch andere Hersteller, die diesen Prozess beherrschen, wie zum Beispiel Crucible mit der CPM-Methode oder Carpenter mit Micro Melt.

Kommen wir nun zur chemischen Zusammensetzung des Stahls. Die sieht bei M390 folgendermaßen aus:

Kohlenstoff1,9
Chrom20,0
Molybdän1,0
Wolfram0,6
Vanadium4,0
Mangan0,3
Silicium0,7

Wir könnten ewig darüber philosophieren, welches Element welche Eigenschaften aufweist und wie eine Kombination bestimmter Elemente zusammen die außergewöhnlichen Eigenschaften von M390 erzeugt. Aber wir halten es lieber kurz.

Vorteile von Böhler M390

Neben der guten Schärfebeständigkeit bringt M390 noch weitere positive Eigenschaften mit sich. So kann dieser Stahl auf eine relativ hohe Härte gehärtet werden, ohne dass er schnell bricht. Das soll nicht heißen, dass M390 unglaublich zäh ist, aber M390 kann im Vergleich zu anderen Stahlsorten dünner geschliffen werden.

Außerdem weist M390 eine hohe Korrosionsbeständigkeit auf. Aufgrund des hohen Chromanteils hat Rost auf dem Stahl kaum eine Chance. Vor allem, wenn man diesen Stahl mit so manch anderen harten Stählen vergleicht, die für ihre Schärfebeständigkeit bekannt sind.

Nachteile von Böhler M390

Alles hat eine Schattenseite. So ist M390 relativ teuer, im Einkaufspreis, aber auch in der Verarbeitung. Ein hoher Verschleißwiderstand bedeutet nämlich auch, dass er schwierig zu verarbeiten ist. Die Bearbeitung benötigt mehr Zeit und es werden auch beispielsweise mehr Schleifbänder verbraucht. Dadurch fällt der Preis eines Messers mit M390-Stahl häufig etwas höher aus als der anderer Stahlsorten.

Außerdem lässt sich M390 nicht sehr leicht schleifen. Mit einem einfachen Arkansas-Stein kommst Du also nicht sehr weit, Du benötigst einen Diamantschleifstein oder eine keramische Alternative. Zudem ist M390 nicht übermäßig zäh. Er ist zwar auch nicht super brüchig, aber das ist schon etwas, das man berücksichtigen sollte.

Ideale Anwendungsbereiche von M390

M390 ist am besten für kleinere Messer geeignet, also zum Beispiel Taschenmesser oder kleine feststehende Messer. Größere Messer benötigen meistens einen zäheren Stahl, das ist einfach keine Stärke von M390. Da wäre dann N690 die bessere Wahl.

Ähnliche Stahlsorten wie Böhler M390

Es gibt mehrere Stahlsorten, die M390 auf chemischer Ebene ähneln, zum Beispiel CPM 20CV und Carpenter CTS-204P. Die Komponenten sind praktisch gleich, ebenso der Produktionsprozess. Wenn wir uns die Schneidetests anschauen, sehen wir, dass sich die Stähle auch in ihrer Leistung kaum unterscheiden. Ist nun einer dieser Stähle besser als der andere? Nein. Die Unterschiede sind so gering, dass man sie als Normalsterblicher niemals bemerken wird.

Nicht zu vergessen: die Wärmebehandlung

Bisher haben wir uns noch nicht mit dem vielleicht wichtigsten Merkmal eines Stahls beschäftigt, nämlich der Wärmebehandlung. Man sagt auch schon mal, dass der Stahl der Körper und die Wärmebehandlung die Seele des Messers ist. Es gibt verschiedene Ansätze, um eine Stahlsorte zu härten. So kann es sein, dass M390 bei dem einem Hersteller etwas weniger scharf ist, dafür zäher und korrosionsbeständiger. Dafür ist der Stahl bei einem anderen Hersteller extrem verschleißbeständig und dafür rostanfälliger. Ob der eine Stahl jetzt besser als der andere ist hängt davon ab, wofür Du das Messer benutzen möchtest. Die zähere Variante ist besser für eine starke Beanspruchung. Die härtere Variante ist besser, wenn es um Verschleißwiderstand und Schärfebeständigkeit geht.

Messer mit einer Klinge aus M390-Stahl

Haben wir Dein Interesse für M390 geweckt? Toll! Wir haben alle Taschenmesser und feststehenden Messer aus unserem Sortiment mit einer Klinge aus M390-Stahl für Dich versammelt.